Die Einschulung markiert den frühesten und wichtigsten Wendepunkt in der Kindheit. Dabei bieten sich sowohl Chancen als auch Risiken, die das Wohlbefinden und die seelische Gesundheit beeinflussen können. Allein in Deutschland werden laut Statistischem Bundesamt jährlich fast 800.000 Kinder eingeschult, davon 40.000 in Sachsen. Ein reibungsloser Übergang zur Schule hängt nicht nur von den kognitiven Fähigkeiten der Kinder ab, sondern auch von ihren sozial-emotionalen Kompetenzen und ihrem sozialen Umfeld, wie die Beziehungen in der Familie und im weiteren Kontexten. „Welche Faktoren in dieser kritischen Phase entscheidend sind, ist bisher noch unzureichend bekannt“, betont Professor Tina Malti, Direktorin des Wissenschaftszentrums HumanKind, das an der Studie mit insgesamt über 4.000 Teilnehmende aus vier Ländern beteiligt ist. Da Voraussetzungen und die Umsetzung des Schuleintritts in Europa sehr verschieden sind, untersucht das SWITCH-Projekt die Auswirkungen der Unterschiede der beteiligten Länder.
Im Rahmen von fünf groß angelegten repräsentativen Stichproben von Kindern im Vorschulalter in Deutschland, Schweden, Großbritannien und Österreich werden im Zeitraum von Ende März 2025 bis 2028 etwa 1.000 Teilnehmende pro Standort rekrutiert. Eltern und Lehrkräfte werden wertvolle Erkenntnisse über das Wohlbefinden und die psychische Gesundheit der Kinder ein Jahr vor dem Schuleintritt liefern. Außerdem werden im Rahmen von SWITCH soziodemografische Faktoren und das Alter der Kinder erfasst, so dass ein Vergleich der Kohorten im Hinblick auf Unterschiede in der Einschulungspraxis innerhalb und zwischen den Ländern möglich ist. Daran anschließend werden Teilstichproben von Kindern (ca. 80 pro Standort) ausgewählt, die entweder ein hohes oder ein niedriges Wohlbefinden aufweisen. Bei den Kindern der Teilstichproben werden sozial-emotionale, kognitive und frühen Lese- und Rechenfähigkeiten der Kinder gemessen. Zudem werden die wichtigsten Beziehungen zu Gleichaltrigen, Eltern und Lehrkräften sowie die zwischenmenschliche „biobehaviorale Synchronität“, etwa Eltern-Kind- und Peer-Kind-Interaktionen, detailliert beurteilt.
In der Gesamtbewertung soll die Wirkung zwischen sozialen Beziehungen, Wohlbefinden, und einer gesunden Entwicklung sowie der schulischen Fähigkeiten am Ende der ersten Klasse aufgezeigt werden. Auf der Grundlage der Ergebnisse werden den politischen Entscheidungsträgern evidenzbasierte Leitlinien an die Hand gegeben, die konkrete Strategien zur Unterstützung von Wohlbefinden und einer gelungenen Entwicklung während dieses wichtigen Übergangs aufzeigen: „Mit dem SWITCH-Projekt möchten wir entscheidende Erkenntnisse darüber gewinnen, wie das Wohlbefinden von Kindern optimale Bildungs- und Entwicklungschancen in dieser grundlegenden frühen Phase fördern kann.“ erläutert Co-Antragstellerin Dr. Franziska Greiner-Döchert, Wissenschaftliche Mitarbeiterin im Bereich Pädagogische Psychologie mit dem Schwerpunkt Lehren, Lernen und Entwicklung. Das SWITCH-Projekt wird mit insgesamt 1,5 Mio. Euro über das CHANSE (Collaboration of Humanities and Social Sciences in Europe) und NORFACE (New Opportunities for Research Funding Agency Cooperation in Europe)“ Programm der Deutschen Forschungsgemeinschaft gefördert. Neben der Universität Leipzig sind die Universitäten Bremen, University of Essex (Großbritannien), Wien (Österreich) und Linköping (Schweden) involviert.